Die letzte Nacht von Martinau

Feuerrot 
verglüht dein Name
- erst neun Jahre alt! -
im blutigen Januarschnee der Martinsau,
wo einst Mertins Kretscham stand.
In den Schwarzruinen
nistet
die Frostnacht
morgenlos.
Sterbeakkorde
erglühter Klaviersaiten
schreien
zum Himmel
durch Fenster und Türen,
die nichts mehr verbergen.
Durch trümmerverengte Straßen
zotteln lüsterne Rudel
im Grellschimmer des Rotsterns.
Angstbeherzt,
den Befehl im Nacken,
laufen Kinder durchs Dorf:
Jünglinge im Feuerofen der Heimat.
Zwieglut unersättlicher Leidenschaft
sengt
unerbittlich
alle Mädchen- und Frauenehre.
Schamlos,
gewaltsam
zur Reife getrieben,
fällt die Bitterfrucht
in die letzte Nacht von Martinau.