Die letzte Nacht von Mehlsack-Pieniezno

Für Norbert Ernst Dolezich 
Brandgerötet
fließt die Sonne
das Walschtal hinab
ostseewärts.
Den Schwedenschanzen
entsteigt der Mond
mit silberbespornten Nebelstiefeln
und tappt im Dunkel h.
Abseits vom Weg
ein deutsches Soldatengrab,
behelmt,
ohne Inschrift.
Vergeblich murmelt die Walsch
das ererbte Totengebet,
das niemand hier versteht.
Gott wird sie erhören.
Jenseits in Korn und Klee
grüßt Sankt Adalbert
mit Geläut und Abendgesang.
Vielstimmig antwortet ein Grillenchor.
Holunderteller
winken weiß durch das Grün,
schon nachtumflort,
dem Tag zum Abschied.
Mit ehernem Doppelbogen
wölbt sich von Ufer zu Ufer
die Brücke und trägt,
täglich dreimal,
über den Abgrund den Zug
vom Frischen Haff zu den masurischen Seen.
Treuer Chistophorus,
so oft zerstört,
verbinde die zerklüfteten Ufer
in aller letzter Nacht.