Auf dem Muschelkalkrücken

Auf dem Muschelkalkrücken 
bin ich geboren
von Eltern derselben Scholle,
die miteinander
geheimnisvoll
verbotenerweise
sprachen po naszemu,
wasserpolnisch also,
was ich nicht verstehen sollte
oder gar ausplaudern könnte
in der Albert Leo Schlageter-Schule
von Rokittnitz, schon damals
umbenannt in Martinau,
vor dem Lehrer Kürschner,
ehemals Kuschnierz,
dem prügelfreudigen SA-Mann
in brauner Uniform
mit Hitler-Gruß statt Schulgebet.
Als er eiligst floh ins Reich,
vor den Russen,
kaschelte und rodelte ich,
Sextaner des Hindenburggymnasiums
in Beuthen OS,
am Abhang der Straßenbahnlinie
nach Mechtal, Miechowitz früher,
wo Vater als Schießhäuer
auf der Preußengrube,
den Hermann-Göring-Werken
längst einverleibt,
seine letzte Schicht machte,
bevor er in den Kaukasus
zwangsdeportiert wurde.
Als er heimkehrte elendskrank,
war ich schon Schüler der
Szkola Powszechna
in Rokitnica
und lernte eifrig die neue Sprache,
die Stiefmuttersprache
meiner ersten Verse.
Neubiberg, 12. März 2012
ED: Oberschlesien 8/2012, S. 13