O mein Elternland

O mein Elternland 
Nicht Vaterland allein,
Elternland nenn ich Dich,
Du Land meiner Ahnen,
dem Mutter und Vater entwuchsen,
blutsverwandt mit Slawen und Germanen,
in dreifacher Sprache
wurzelnd und blühend
wie die Eichen und Linden
meiner Heimat
in Oberschlesien.
Wo Krzywa und Rokita fließen,
der Krumbach und der Grenzbach,
zwischen Polen und Schlesien,
den Bistumsländern Krakaus und Breslaus,
umrauscht vom Grenzwald
und wogend in Korn und Klee,
golden und grün.
Ahnen- und Elternland,
bestürmt von Germanen und Slawen,
zerstört von Mongolen, Hussiten, Schweden,
beherrscht von Habsburg und Preußen,
braunes und rotes Regime überlebend
und wieder blühend
unverwüstlich
der Zukunft zugewandt,
mein Heimatland,
mein Elternland.
Neubiberg
15. Oktober 2007
Geschrieben bei der Lektüre des Buches „Die Dichtung Schlesiens" (1942) von Wolfgang Baumgart, in dem ich das Gedicht „O mein Vaterland" (1917) von Gerhart Hauptmann fand.
ED: Oberschlesien 56 (2007) Nr. 20 vom 30. Oktober, S. 21
Teilabdruck: Oberschlesien 59 (2009) Nr. 12 vom 30. Juni, S. 23